Meinung

Israel verteidigt sich – und schützt die Region

Carsten Ovens, CEO des European Leadership Network (ELNET) in Berlin Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Israels Luftwaffe hat am am 13. Juni in einer gezielten Operation iranische Nuklearanlagen und Kommandozentren der Revolutionsgarde (IRGC) angegriffen. Die Operation »Rising Lion« war keine Machtdemonstration, sondern ein notwendiger Akt der Selbstverteidigung – gegen ein Regime, das sich mit rasanter Geschwindigkeit atomar bewaffnet und gleichzeitig Terrorgruppen wie die Hamas, die Hisbollah und die Huthi militärisch unterstützt.

Das iranische Atomprogramm hatte zuletzt die Schwelle zur Waffenfähigkeit gefährlich überschritten. Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien verfügte Teheran über etwa 400 Kilogramm auf 60 Prozent angereichertes Uran – eine Menge, die für mehrere Atomsprengköpfe ausreichen würde. Das existenzielle Risiko für Israel und die Region war real.

Die internationale Gemeinschaft erkennt dies zunehmend. Das zeigen die unmittelbaren Reaktionen führender europäischer Politiker. Bundeskanzler Friedrich Merz betonte nach einem Telefonat mit Israels Premier Benjamin Netanjahu, Israel habe das Recht, »seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürger zu schützen«. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von Israels legitimer Selbstverteidigung.

Folter und Hinrichtungen

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte, man halte militärische Mittel bereit, um einer iranischen Eskalation entgegenzutreten. Das ist mehr als Symbolik – es ist ein diplomatisches Signal wachsender europäischer Entschlossenheit, die zu lange vermisst wurde.

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Gleichzeitig gilt: Die wahren Opfer des Mullah-Regimes sind oft die eigenen Bürgerinnen und Bürger im Iran. Frauen, Studierende, ethnische und religiöse Minderheiten, Oppositionelle – sie alle leiden unter einem System, das Folter, Überwachung und öffentliche Hinrichtungen zur Methode erhoben hat. Die IRGC fungiert dabei nicht nur als außenpolitischer Arm des Terrors, sondern auch als innenpolitisches Repressionswerkzeug.

Deshalb ist dieser Konflikt mehrdimensional. Es geht nicht um Israel gegen Iran. Es geht um eine Demokratie, die sich gegen ein Regime verteidigt, das seine eigene Bevölkerung unterdrückt und andere Staaten mit Krieg überzieht. Und es geht um das Recht – ja, die Pflicht – zur Selbstverteidigung in einer Welt, in der Appeasement zu oft scheiterte.

Juden und Perser

Israel hat das getan, wozu andere Staaten nicht bereit waren: Es hat verhindert, dass ein mörderisches Regime zur Atommacht wird. Dass dabei auch zivile Schäden in Teheran entstanden sind, ist tragisch – liegt aber in der Verantwortung eines Regimes, das Atomforschung in Wohngebieten betreibt und Raketenlager unter Schulen versteckt.

Gleichzeitig dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben: Die historischen Verbindungen zwischen Juden und Persern, zwischen Israel und der iranischen Zivilgesellschaft, bestehen fort. Sie überleben die Ideologie der Mullahs. Mögen sie eines Tages wieder die Basis für eine neue Partnerschaft bilden – in einer Region, die zu lange von Hass regiert wurde.

Europa muss seinen Teil dazu beitragen. Wer Demokratie und Frieden will, darf sich nicht hinter diplomatischen Floskeln verstecken. Der 13. Juni 2025 sollte uns daran erinnern: Sicherheit ist kein Geschenk – sie muss verteidigt werden.

Carsten Ovens ist CEO des European Leadership Network (ELNET) für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

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